auf der wiese habe ich gelegen und ich habe gras gekaut....und: der mann, der druck zu machen verstand

dieser gassenhauer wird wohl nicht gerade durch eislebens gassen hauen, jedoch wird ab morgen das wort "wiese" für eine wochenendlänge in aller mansfelder-land-munde sein. warum, das nenne ich zum schluss, vorerst zeige ich ein paar impressionen von der ungekrönten doppelhauptstadt des mansfelder landes und des protestantismus.

 

die lutherstadt eisleben
hat schliesslich einige grossartige "söhne" vorzuweisen. der berühmteste ist ohne zweifel martin luther. ein weiterer, sogar ein namensvetter von mir,  hat grosses für die druckindustrie erfunden. was, das sei im folgenden genannt... (bilderklick = gross)

 

tür an tür....

ich finde alte türen immer wieder imposant, und gerade davon gibt es im geschichtsträchtigen eisleben recht unterschiedliche in hülle und fülle. so wollen wir durch diesen türreigen den stadtbummel eröffnen und der eisleber geschichte ein wenig auf den zahn fühlen...

 

der mann, der druck zu machen verstand...

friedrich könig. hmm. wer ist denn das? diese frage erhalte ich sogar von gestandenen eisleber bürgern. es ist klar, dass der gute friedrich ein schattendasein fristet, herr luther und der kupferbergbau sind seit jahrhunderten einfach zu allgegenwärtig in eisleben. und dennoch hat die erfindung des herrn könig viel dazu beigetragen, dass wissen verbreitet und wissen konserviert wird und wurde: er hat die buchdruckerschnellpresse erfunden. wenn ich nun die drei buchstaben KBA nenne, wissen wenigstens die in der druckbranche tätigen: er ist der gründungsvater einer der grössten druckmaschinenhersteller deutschlands,  die KBA-druckmaschinen sind in vielen modernen druckereien vertreten. hier oben seht ihr sein (sich leider im desolaten zustand befindliches) geburtshaus, sowie das denkmal, welches die stadt dem ebenfalls grossen sohn eislebens widmete.

Johann Friedrich Gottlob Koenig (geb. 17. April 1774 in Eisleben; gest. 17. Januar 1833 in Oberzell bei Würzburg) war Buchdrucker und Erfinder der Schnellpresse.

 

Obwohl Koenigs Eltern einfache Bauern waren, durfte er wegen seiner überdurchschnittlichen Begabung neben der Volksschule auch den Privatunterricht eines Pfarrers in Eisleben besuchen. Seine Familie geriet nach dem frühen Tod des Vaters in noch ärmlichere Verhältnisse; trotzdem wurde ihm der Besuch des Gymnasiums ermöglicht. Bei seinem Abgang wurden dem jungen Koenig besondere Kenntnisse in Mechanik und Mathematik bescheinigt.

1790 begann er bei der traditionsreichen Buchdruckerei "Breitkopf & Härtel" in Leipzig eine Ausbildung zum Buchdrucker. Ein Studium konnte er sich aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse nicht leisten. Bereits nach viereinhalb Jahren konnte er die Lehre abschließen. Normalerweise dauerte diese Ausbildung damals fünf Jahre.


1812 erfand Koenig die Zylinderschnellpresse, die den Buchdruck revolutionierte. Am 29. November 1814 wurde die Londoner "Times" als erste Tageszeitung der Welt mit dieser Zylinderdruckmaschine sowie mit Dampfmaschinenkraft hergestellt, denn ihr innovativer Verleger John Walter (der Jüngere) hatte Friedrich Koenig eine Maschine abgekauft. Nachdem Koenig diverse Patente erworben hatte, überwarf er sich mit seinen Finanziers: Diese wollten die patentierten Druckmaschinen ausschließlich in ihren eigenen Druckereien einsetzen, während Koenig an der industriellen Herstellung hoher Stückzahlen seiner Maschinen interessiert war.

 

Im Jahre 1817 siedelte er wieder nach Deutschland über und gründete mit seinem Geschäftspartner Andreas Bauer im ehemaligen Kloster Oberzell bei Würzburg die Maschinenfabrik Koenig & Bauer. 1828 richtet Friedrich Koenig in der Klostermühle Münsterschwarzach die erste Papierfabrik im Königreich Bayern ein. Nach seinem Tod 1833 in Oberzell führten Andreas Bauer und seine Witwe Fanny Koenig (geb. 1808; gest. 1882) die Geschäfte weiter.
quelle: wikipedia

eisleber bunterlei...

eigentlich sage ich ja meistens "der eislebener". jedoch wurde ich von den "ureinwohnern" eines besseren belehrt: es heisst "der eisleber". ansonsten hat dor maansfeller einiche wärtor mähr im schargong, als manch annere landstrich. da ich nun seit mai in dieser stadt arbeite, konnte ich schon einige schmankerl logopädischer (mund-) art aufschnappen. nur mit einem habe ich mich noch nicht angefreundet: ich hole mich ne hose! bei dieser "mir mich plänkelei" wollen meine ohren halt nicht mit. egal, eisleben an sich ist schon allein wegen seiner baulichen vielfalt eine reise wert. hier lehnt sich mittelalter an barock, lehnt sich der volksparks an die moderne des ausgehenden 19ten jahrhunderts. in allen gassen schnuppert man dennoch ein gleichbleibendes gemisch aus kupferbergbau alias mansfeld-kombinat und martin luther protestantismus.oben seht ihr im übrigen das viertel mit der taufkirche luthers. eine inschrift an der wand der kirche bezeugt dies. fotogen sind die vielen gewundenen gässchen, welche oft in kleinen plätzen münden...

 

ein zitat an der bösen sieben....

so schlendern wir weiter, vorbei an geduckte bergarbeiterhäuser und steingesichter, durch kleine "schlippen" und über brücken, welche ein kleines rinnsal überspannen, die sogenannte "böse sieben". warum diese so heisst, weiss wiederum wikipedia zu berichten:

Die Böse Sieben ist ein Bach und fließt durch die Lutherstadt Eisleben im Landkreis Mansfeld Südharz und mündet bei Lüttchendorf in den Süßen See. Diese Bezeichnung hat sich erst seit dem 19. Jh. durchgesetzt. Vorher wurde sie Willerbach (mansfeldisch für Wilder Bach) genannt. Sie wird gespeist von den sieben Quellbächen Vietsbach oder Goldbach, Dippelsbach, Kliebigsbach, Goldgrund, Pfaffengrund, Saugrund und Wolferoder Bach. wikipedia

die inschrift an der mauer, (logisch, ein zitat von herrn luther höchstpersönlich, gibt doch einiges zu denken und somit einblick in die blickwinkel des gewaltigen theologen...

 

"wie geht das zu, dass durch das reislein am kirschbaum, das um wiehnachten dürr und tot ist wie gerten von besen, ein knötlein wächst und aus dem knötlein ein weißes blümlein kommt und aus dem blümlein ein stielchen kommt und durch das stielchen ein kern wächst,  der inwendig wieder einen kern und auswendig eine kirsche bringt? ist das nicht ein wunderbares geschöpf gottes? kein mensch,  kein könig, wie mächtig er auch sei, kein doktor, wie gelehrt, weise und klug er sei, kann ein einziges kirschlein schaffen. und wenn wir das jährlich vor unseren augen sehen, so würden wir es nicht glauben. martin luther, 1544"

 

der erste protestant im sozialismus....

so trifft man bei fortgesetztem fussmarsch durch das alte eisleben immer wieder auf spuren des kirchlichen reformers. klar. schliesslich starb er hier und wurde auch dahier geboren, und zwar am 10. November 1483. das geburtshaus ist nun oben  im bild zu sehen. und ich kann mich erinnern, dass wir an einem wandertag mit der dritten schulklasse diese stätte besuchten. das hätte man einer sozialistischen schule nicht zugetraut, oder?

 

... ich erwähnte ja schon einmal an anderer stelle, das die gesamtdeutschen medien in den letzten zwanzig jahren ein recht schräges bild vom alltag in der ddr zeichneten. aber..., bleiben wir bei eisleben....

 

geschichten in der gasse...

ich erwähnte bereits die liebenswerten gässchen (den markt und die dazugehörige kirche sah man ja schon vor einigen wochen in meinem eintrag über den mittelaltermarkt und auch hier: "der lutherstadt auf den leim gegangen"). überall kann man an den steinernen zeitzeugen interessante verbauungen und auch durchgänge entdecken. unten links sieht man übrigens die über 150 jahre alteund immer noch existierende rossschlachterei, eine gaststätte, in welcher tatsächlich alles vom pferd auf der speisekarte steht... so erinnerte ich mich auch  gleich an eine episode aus meiner jugend....

 

es war wohl so im jahre 1978, ich war 12 jahre alt und mit meinem vater schon seit früh durch die stadt geschlendert, als er mit den beginnenden mittagessendüften, welche die gassen hinunterwehten, erwähnte, dass wir nun uns eine gute und reichhaltige portion gulasch verdient hätten. ich freute mich natürlich mächtig und mein gaumen hüpfte ebenfalls wie bolle. gulasch ass ich für mein leben gern. und so erwähnte er, dass wir nun zu einer gaststätte gingen, in welcher es ganz viel gulasch für ganz wenig geld gäbe. als ich nachbohrte, warum das so billig sei, machte er einen fehler: er zeigte mir an eben jener gaststätte, welche ihr oben auf dem foto seht, und vor welcher wir gerade hielten, auf die inschrift. es führte kein weg hinein: ich hatte das wort "roßschlächter" gelesen, und getreu nach dem auch im mansfeldischen bekanntenmotto "was der bauer nicht kennt, das frisst er nicht!" bogen wir zum leidwesen meines vaters in eine schnitzelgaststätte ab... heute hätte ich vielleicht mal genascht...  hmmm....

die eisleber wiese

so, und zum abschluss nun erzähle ich euch von der wiese, welche im übrigen (anmerkung: 2009, siehe datum dieses eintrages) die 488te. fortsetzung des jährlichen ereignisses erlebt:

screenshot der homepage der veranstalter
screenshot der homepage der veranstalter

 

die  morgen beginnende eisleber wiese ist DAS ereignis des jahres in eisleben. sie findet ununterbrochen seit 1521 (!!!) statt.


so freue ich mich schon auf den morgen zwischen 14 und 15 uhr stattfindenden festumzug, welcher genau an der buchbinderei vorbeischrammt. schön schön. der fotoapparat liegt bereit. und montag darf ich dann mit meinen mitarbeitern der lebenshilfe dank wiesennähe zwischen 10 und 13 uhr über selbige schlendern. denn dann bieten viele schausteller dem verein, welcher sich die integration und die hilfe behinderter menschen auf die fahne geschrieben hat, kostenlose fahrten an. ich finde diese geste am rande recht schön.... ich werde die interessantesten büdchen, karussels und schausteller für euch natürlich im bild einfangen..

Der Wiesenmarkt in der Lutherstadt Eisleben (Sachsen-Anhalt) ist ein jährlich wiederkehrendes Volksfest mit durchschnittlich über einer halben Million Besuchern und über 350 Schaustellern. Die Fläche wurde in den letzten Jahren erweitert und somit wurde die Grenze auf 350 Schausteller um knappe 50 % angehoben.

Der Eisleber Wiesenmarkt ist das größte Volksfest Mitteldeutschlands. Es findet immer am dritten Wochenende im September statt und dauert von Freitag bis Montag. Am Freitag wird das Fest um 15  Uhr in einem Straßenumzug durch den/die Oberbürgermeister/in von Eisleben feierlich eröffnet. Am Montag wird das Fest durch ein Feuerwerk um 22:00 Uhr beendet.

Das Wochenende darauf findet die "Kleine Wiese" statt. Auf der "Kleinen Wiese" befinden sich dann noch circa 70 Schausteller. Seit 2003 findet jeden Sonnabend zur "Kleinen Wiese" ein Ballontreffen und in den Abendstunden ein Ballonglühen statt.
In jüngerer Zeit hat sich zudem die "Frühlingswiese" etabliert, welche, zusammen mit der Handwerkermesse "Reforma", immer um den 1. Mai herum stattfindet. Es nehmen etwa 90 Schausteller und Händler teil. wikipedia

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