ein königspalast fürs volk - wir sind könig, auch blixa bargeld

nun ist er fast verschwunden: er. ein palast fürs volk. schade aber wahr: seine substanz ist ungesund. jedoch die idee ist eine kerngesunde. der palast der republik, im volksmund der ddr auch lampenladen genannt (wegen seiner vielen von der decke hängenden kugellampen im foyerbereich) war ein palast mit vielen sälen und einrichtungen, welche vom volk in anspruch genommen werden konnten.

foto: wikipedia
foto: wikipedia

Der Palast der Republik war ein Gebäude am Schloßplatz (von 1951–1994 Marx-Engels-Platz) auf der Spreeinsel im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin, das auf einem Teil des Geländes des Berliner Stadtschlosses errichtet wurde. Er beherbergte die Volkskammer der DDR und wurde des Weiteren als volksoffenes Kulturhaus genutzt. Die stadtplanerische Entwicklung des Berliner Schloßplatzes ist aufgrund der zentralen Lage des Platzes und der geschichtlichen Bedeutung von Schloss und Palast seit der Wiedervereinigung Gegenstand intensiver Diskussionen. Seit dem 6. Februar 2006 wird der Palast schrittweise abgerissen. Der Abriss soll im Frühjahr 2009 abgeschlossen sein. wikipedia

die nächsten fotos machte ich 2002 während eines dreistündigen blitzbesuches in der hauptstadt. am palast: plakat: volkspalast (lies dazu weiter unten im text), der berliner dom spiegelt sich in den ungeputzten scheiben

blixa bargeld von den "einstürzenden neubauten" zum Palast der Republik

Dem Bau des Palastes der Republik liegt das Konzept eines Volksheimes oder Volkshauses zugrunde, das im 19. Jahrhundert vor allem von der sozialistischen Arbeiterbewegung verfochten und etwa in Belgien, Frankreich (Centre Georges Pompidou), den Niederlanden oder Schweden (Kulturhuset in Stockholm) zu umfangreichen Bauten führte. Vor allem in der frühen Sowjetunion wurden Kulturhäuser zu Symbolen der neuen Staatsmacht. In Deutschland bauten vor allem die Gewerkschaften solche Anlagen. wikipedia

auf den nächsten fotos kommen weitere details der fassade aus glas und beton, optisch nicht jedermanns sache, aber die idee eines kulturkomplexes, zugänglich für jedermann, war eine gute. wir sind kurz vor weihnachten mit der einmal im jahr geltend machbaren bahnfahrermässigung durch den FDGB-ausweis (freier deutscher gewerkschaftsbund) nach berlin gefahren und eine anlaufstelle war, in den schön weichen sesseln der tagesbar unseren ersten whiskey des jahres zu trinken, welcher sonst schlecht zu erhalten war. da sahen wir gern über die einmalig zu zahlenden 9,10 mark pro whiskey hinweg. es war ein besonderes ritual, danach leicht beschwippst unter den vielen kugellampen ins freie zu schweben.

1990 wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen. Bereits zu seiner Bauzeit war davor gewarnt worden, die Stahlkonstruktion mit Spritzasbest gegen Feuer zu isolieren. Als nach der Wende absehbar war, dass europäische und bundesrepublikanische Arbeitsschutz- und Gesundheitsnormen auch für die DDR Geltung haben würden, wurde der Palast am 19. September 1990 auf Anweisung der Volkskammer geschlossen. Eine Sanierung wurde aus verschiedenen Gründen nicht geplant.

 

Zwischen 1998 und 2003 wurde der im Baukörper vorhandene Asbest entsorgt. Der Auftrag dafür wurde für eine Pauschalsumme von 35 Millionen Euro vergeben. wikipedia

der abrissfortgang im februar 2007 vom fernsehturm aus gesehen (quelle: wikipedia)
der abrissfortgang im februar 2007 vom fernsehturm aus gesehen (quelle: wikipedia)

eine kulturpolitische besonderheit bildete der während der abrissverhandlungen von der kulturkünstlerischen szene berlins gegründete Volkspalast. dieser zeigte viele verschiedene nutzungsideen und konzepte auf, veranstaltete vielerlei kulturelles programm in und rund um den sterbenden palast der republik mit hoffnung auf eine günstigere lösung, als der ersatzlose abriss einer guten, nur bautechnisch schlecht durchgeführten idee.

sehr viel interessantes zu diesen volkspalastprojekten erfährt man auf der volks(palast)eigenen homepage: www.volkspalast.com ein stöbern lohnt auf alle fälle, sowohl die geschichte dieses sonderbaren stahl-glass-riesen, als auch die nutzungskonzepte der idee "Volkspalast" betreffend. am 4. november 2004 war es dann auch soweit: "die  einstürzenden neubauten" live im volkspalast.

 

die "neubauten" am 4. november 2004, live im palast der republik

... ich freue mich schon darauf, wenn es wieder mal eine deutsche regierung schafft, ein so grosses gebäude nicht nur für die politik, sondern auch für die geistig-kulturellen belange des volkes, der menschen des gesamten landes zu bauen... es genüge da ein einfacher läufer, es muss nicht unbedingt der "rote teppich" sein ;-)

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