wenn sich der sinn einer rede im laufe der zeit wendet, wird sie zur redewendung...

nun ist mir diese entwicklung fast einleuchtend, wenn ich noch heute verwandte redewendungen auf ihren ursprung hin untersuche. dies tat ich ja schon einige mal.

und so habe ich auch heutige einige mich erstaunende erkenntnisse unserer muttersprache herausgesucht. dieses mal aus dem büchlein "deutsche redensarten" aus dem jahre 1921, welches ich beim besuch des bücherdorfes mühlbeck letztens glückreich erstand...

sich wie ein roter faden hindurchziehen:

diese redensart ist nicht der phantasie des volkes entsprungen, sondern ihm erst durch gelehrte vermittlung bekannt geworden, wird aber trotzdem sehr häufig gebraucht. wo goethe in den wahlverwandtschaftendie redensart auf ottiliens tagebuch anwendet, gibt er auch gleich die erklärung, indem erschreibt:

 "wir hören von einer besonderen einrichtung bei der englischen marine. sämtliche tauwerke der königlichen flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, daß ein roter fadendurch das ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran die kleinsten stücke kenntlich sind, daß sie der krone gehören. ebenso zieht sich durch ottiliens tagebuch ein faden der neigung und anhänglichkeit, der alles verbindet und das ganze bezeichnet."

aus dem "effeff" (ff):

prügel aus dem ff, etwas aus dem ff verstehen usw.
die redensart läßt zwei deutungen zu. im kaufmännischen verkehr bezeichnet man waren mit f (fino) = fein und mit ff (finissimo) 0 sehr fein, hochfein.
in der musik bedeutet f forte 0 stark, ff fortissimo = sehr stark. wie hier, so werden auch sonst zuweilen noch italienische ausdrücke in redensarten gebraucht, z.b. bei: "etwas in petto haben" (= ital. in petto = lat. in pectore = auf der brust), auf dem herzen haben, dann beabsichtigen, vorhaben oder in vorrat haben...

ins gehege kommen:

was uns angenehm ist, das behagt uns. der "hag" ist ursprünglich ein umfriedigendes, schützendes gebüsch. dieses wort findet sich z.b. in hagebuche, hainbuche (aus hagen wird hain, wie maid aus magd), in hagebutte usw. eingehegt ist, was von einem schützenden hag umgeben ist. innerhalb des hags fühlt man sich sicher, geschützt. was uns behagt, das umgibt uns gleichsam mit einem schützenden gebüsch, hinter dem wir das gefühl der sicherheit, der bequemlichkeit, des angenehmen haben. statt "es behagt mir" sollten wir eigentlich sagen "es behagt mich" d.h. es umgibt mich mit einem schützenden hag, verschafft mir ein angenehmes, wohltuendes gefühl. behaglich ist also das, was uns dieses gefühl verschafft; bereitet uns aber jemand ein unbehagliches gefühl, so ist er uns somit "ins gehege gekommen", der hag liegt nicht mehr schützend zwischen uns und ihm.

auf den hund kommen:

beruht auf der altgermanischen sprache des würfelspiels. vermutlich war hund wie lat. canis die bezeichnung des schlechtesten wurfes. eine andere möglichkeit der erklärung bietet die annahme, dass hans im glück von einem wertvolleren tiere in den besitz eines wertloseren kommt, also vom pferd auf den esel und vom esel auf den hund.

sich freuen wie ein schneekönig:

 

der schneekönig ist der zaunkönig, einer von den kleinsten unter unseren singvögeln, der auch bei strenger kälte nicht nach dem warmen süden wandert, sondern im norden ausharrt, durch seinen gesang und sein munteres wesen erfreut, gleich der heidelerche, von der die redensart "singen wie eine heidelerche" stammt.
wie diese wendungen so sind  zahlreiche andere aus vergleichen mit tieren erwachsen, z.b:

 

 

"er schimpft, wie ein rohrspatz"
"ist hinterher, wie ein geyer"
"sie ist geschwätzig, wie eine elster"
"er stinkt, wie ein wiedehopf"
"sie ist dumm, wie eine ganz"
"frech, wie ein dachs"
"neugierig, wie ein spitz"
"fromm, wie ein lamm"
"bekannt, wie ein bunter hund"
"dreckig, wie ein schwein"
"augen haben, wie ein luchs"
"flink sein , wie ein wiesel"
"falsch sein, wie eine schlange"
"arm, wie einen kirchenmaus"
"fleissig, wie die biene"
"rot,wie der krebs"
"lahm, wie eine schnecke"
"geputzt, wie ein pfingstochse"
"glatt, wie ein aal"

 

... so, hier blende ich mich mal aus, es gibt bestimmt noch einen ganzen zoo voller mundartlich-tierischer vergleiche. ich esel! jetzt hätte ich beinahe einen anruf vergessen

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