das denkgelage - kunst aus der mühle von jens könig
ich erwähnte ja bereits von meiner am wochenende erfolgten "OP", welche am oben erwähnten "fossil" notwendig wurde. es geht dabei um das harmonium, welches in heutiger zeit kaum noch gesichtet wird, wenn man nicht zufällig in einer ecke der heimatlichen kirche drauf stösst. dass darauf noch gespielt wird, bildet eher die ausnahme. so will ich euch heute gelegenheit geben, ins innere des recht eigentümlichen instrumentes zu schauen und dessen geschichte beleuchten. desweiteren gibt es auch einiges zu hören...
das harmonium.
die instrumenten-OP, dokumentiert in bildern (klick = gross):
von links: das instrument mit blick auf die tasten, register und die pedale für den blasebalg (unten); von oben in den kasten geschaut; die rückseite bei abgenommener rückenverkleidung. zu sehen ist der blasebalgkörper mit dem überdruckventil, welches bei zu viel druck luft entweichen lässt.
die vorderblende wird abgenommen, unten ist der kniehebel zu sehen, mit welchem den tönen mehr volumen gegeben werden kann. er wird tatsächlich mit dem knie bedient. in der mitte sieht man die verkleidungen, rechts die tastatur, sowie die registereinheit. die bedienung der einzelnen register bewirkt im inneren des harmoniums ein umlenken des windes. dadurch können verschiedene pfeiffeneinheiten zu-oder abgeschalten oder verstärkt werden oder ein fibrato (erzeugt durch eine sich drehende windwelle) erzeugt werden.
mittlerweile sind auch das register nebst der tastatur entfernt worden, darunter sieht man die bolzen, welche beim druck auf die klaviatur herabgedrückt werden und somit die einzelnen pfeiffen im hier sichtbaren pfeiffenkasten ansprechen, diverse klappen können hier mittels dem register die töne verändern. ich nutzte den eingriff auch gleich, um das instrument von staub zu befreien und auf eventuelle lecks zu überprüfen. den fest auf dem blasebalg verklebten pfeiffenkasten habe ich nicht bewegt, da es recht aufwändig ist, ihn wieder luftdicht aufzubringen. im mittleren bild sieht man den schaden: die halterungen für die linke fusspedale sind gebrochen.
hier sieht man nun noch einmal die vielen demontierten teile, die tasten sind einzeln von hand nummeriert und haben jede ihren platz. im rechten bild erfolgt der zusammenbau, nachdem die fusspedale repariert und das instrument entstaubt wurde. nun können wieder ein paar töne erklingen.
geschichte und aufbau des instrumentes
Das Harmonium (Plural: Harmoniums oder Harmonien mit Betonung auf dem o) ist ein Tasteninstrument, bei dem der Ton durch verschieden lange Durchschlagzungen erzeugt wird, die von Luft umströmt in Schwingung versetzt werden. Damit gehört das Harmonium zu den Aerophonen. Ein ähnliches System der Tonerzeugung hat z. B. das Akkordeon oder die Mundharmonika.
Im Gegensatz zu den Pfeifen der Orgel produzieren die Zungen des Harmoniums mehr unharmonische Obertöne, wodurch ein weniger reiner Klang entsteht, den man besonders beim Saugwindharmonium durch
enge Kanzellen abzudämpfen versuchte. Dadurch erhält das Saugwindharmonium einen weichen, summenden, teilweise orgelartigen Klang. Das Druckwindharmonium ist dagegen kräftiger und schärfer im Ton
und in der Klangfarbe mit einem guten Akkordeon vergleichbar. wikipedia
pfeiffenkasten und einzelne pfeiffe
der klang des instrumentes
hier könnt ihr einmal lauschen, wie ein harmonium überhaupt klingt....
Bach's Short Prelude and Fugue in A Minor
Eine Blüte erlebte das Harmonium gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als es als eine Art Heimorgel und Hausinstrument des bürgerlichen Mittelstands, als Ersatz für Pfeifenorgeln in kleineren Kirchen, aber auch als veritables Konzertinstrument entdeckt wurde. In der westlichen Welt wurden zeitweise (um 1900) doppelt so viele Harmonien wie Klaviere verkauft.
Von den deutschen Harmoniumbau-Firmen sind insgesamt deutlich über eine halbe Million Instrumente hergestellt worden. Mit dem Aufkommen elektronischer Klangerzeugung und spätestens seit der
Verbreitung der elektronischen Orgeln ist das Harmonium aus dem Musikleben weitgehend verdrängt. Dazu haben sicherlich in erster Linie die vielfältigeren Klangmöglichkeiten der elektronischen
Instrumente beigetragen. wikipedia
eine besondere form bildet das tischharmonium. es wird meist mit einer hand gespielt, da die andere für das betätigen des blasebalges an der rückwand verwendet wird. dieses instrument findet grossen einsatz in der indischen musikszene. von missionaren ins land gebracht hat es bis heute seinen festen bestandteil in der traditionellen indischen musik.
... und zum schluss hören wir noch einmal ein harmonium, welches im video kein geringerer als neil young bedient. er weiss halt noch, was gut ist
Neil Young - Like A Hurrican
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