Hannah von Oben, Episode 5: Hannah erfindet eine Studentenmütze und sieht den König von Sachsen

Unverhofft kommt oft. Eigentlich wollten Hannah, Pit und Wilhelm schon längst auf Staatskosten mit dem Zug in Richtung Dresden fahren. Jedoch müssen sie vorher noch eine letzte Hürde nehmen. Um an die begehrten Fahrkarten zu kommen, soll unser Trio erst noch für die bevorstehenden Festlichkeiten die Bühne schmücken. Wilhelm stattet also an diesem Tag alle mit Malerutensilien aus. Schliesslich darf man nichts vergessen, denn der Weg ist ein weiter. Sie sollen sich beim Gewandhaus melden...

"Ha! Ich weiss, wo das ist", frohlockt Pit, "Am Augustusplatz! Wir hatten hier schon mal einen Wandertag!". "wir sind zwar am Augustusplatz, mein junger Herr", entgegnet Wilhelm, "Jedoch gibts hier kein Gewandhaus, sondern das Opernhaus und das städtische Museum, sowie die Universitätskirche: die Pauluskirche!" Pit schaut in die Runde "Nanu, hier sieht ja alles anders aus!" "Du bist vielleicht ein Nüsschen, " schüttelt Hannah den Kopf, " Welches Jahr haben wir?!" Pit antwortet kleinlaut: "1909", "Und", fährt Hannah fort "Wann war dein Wandertag?! " Na..., so.. in 98 Jahren!". Wilhelm macht grosse Augen und mustert die beiden. "Also ich kann das alles immer noch nicht fassen, sehr interessant, sehr interessant! Was ist denn da anders?", will er wissen. Pit erläutert, während er sich vor Aufregung in der Leiter verstrickt.. " Na dieses Museum dort ist weg, dort steht unser modernes Gewandhaus, und die Kirche kenne ich auch nicht!" Hannah ergänzt: "Die wurde abgerissen, und soll, glaube ich, wieder aufgebaut werden. Unter solchen hochwissenschaftlichen Gesprächen kommen sie einige Straßen weiter am  Gewandhaus an...

"DAS ist das Gewandhaus?" will Pit wissen. "Das ist das NEUE Gewandhaus, das Alte war baufällig" "Dann gibts ja drei!" staunt Pit. "Genug, ihr kühlen Rechner," ruft Hannah, "Auf uns wartet Arbeit, Herrschaften!" Sie schaut sich um. Auf einer Leiter turnt ein Arbeiter in luftiger Höhe, und versucht ein Tranparent anzubringen. "Hallloooh! Sie da oben! Herr Huber vom Rathaus schickt uns!" Der Mann klettert herunter und geht auf unsere Gruppe zu "Ach, ihr sollt mir a bissel unner de Arme greifen, dos iss awwer nedd!" Die Drei nicken. "Nun jut, Meester Graudhobel, mir genn uns ja, im Flur sinn noch e bor Feinheiten zu erledschn, unn ihr" wendet er sich an Hannah und Pit. "bekommt ne Sonneruffjahwe!" "Au, fein!" rufen beide. "Wards ersschd mal ab!" beschwichtigt der Handwerker. "Ihr misst mir eene scheene jrosse Studentenkappe maln! unn dazu schreibt ihr  -Universität Leipzich - !"...

Schnell ist die Stoffbahn ausgebreitet. Während Wilhelm das Foyer im Haus verschönt, holt Pit die Farben. "Wie sieht denn so eine Kappe aus?", fragt Pit. "Weiss ich doch nicht," antwortet Hannah verschmitzt, "Ich habe doch ein schönes Modell auf dem Kopf!" Und noch ehe Pit einen Einwand erheben kann, ist Hannahs Mütze als schönstes Abbild auf den Stoff gebracht. Flink noch die Buchstaben gesetzt und schon... Da kommt Wilhelm, der auch schon im Haus fertig ist "Hier habe ich für euch die Abbildung einer... " Er stockt... " Studentenkappe?" fragen Pit und Hannah gleichzeitig. Wilhelm erstarrt zur berühmten Salzsäule! "Jesus und Maria!", ruft er aus.

Das lockt den Handswerker auf den Plan: " Oha, das Modell genne ich noch garnich! Da... das ist ja so eene, wie du offn  Nischel drächst!" Hannah nickt und antwortet auf die Frage, welche Studenten so eine Mütze tragen " Die Designer, ... die die Modemacher!" Wilhelm spürt, wie ihm die Schweissperlen unter der Brille entlang rinnen. "Aha, dann wärd sich unsre Frau Majestät aber morjen freun!" raunt der Handwerker, " Sie ist modevernarrt!" "Was?, ruft Pit, " Der Kaiser Wilhelm kommt mit seiner Frau hierher?" Der Handwerker lacht: " Nööö, dor Friedrich August Nummor drei! Unser Göhnich! Der Göhnich von Sachsen!" "Den gibts wohl auch noch?" staunt Pit, " Hier in Daitschlond jibbds viele Göniche un där Gaisor iss dor Scheff von allen! Hier, guggd, da hängds Blagad!" Sie lesen:  "Festumzug zum 500. Jahrestag mit seiner Majestät dem König Friedrich August III. und seiner Frau.

Unterdessen taucht in der Strasse ein uns nicht ganz Unbekannter grosser Herr auf. Der Doktor! "Nanu" denkt er, diese Mütze dort! Die kenn ich doch! Die ist doch von der Göhre, die mir den Schlüssel gestohlen hat!" Da hört er Stimmen. Er schaut sich um und versteckt sich hinter einem Baum in der Nähe. Unsere drei sind es. sie kommen gerade aus der Toreinfahrt. " Oh weh" raunt Wilhelm, " Mit eurer Mütze bringt ihr euch noch um Kopf und Kragen und mich ins Gefängnis, wenn das mal nicht Beamtenbeleidigung ist.!" "Aber Wilhelm! Dem Handwerker hat sie gefallen!" Pit fügt hinzu. "Und morgen schauen wir uns noch die Parade mit einem echten König an und dann holen wir die Fahrkarten vom Herrn Huber aus dem Rathaus" "Na gut", beruhigt sich Wilhelm ein wenig. " Da wäre ich mir nicht so sicher!" raunt ein Jemand hinter einem Baum.

Am nächsten Morgen ist die Parade DAS (vermeintliche) Ereignis. Es soll jedoch noch spannender werden. In dem Trubel nehmen die meisten garnicht die neumodische Studentenkappe auf dem Transparent wahr. Wilhelm fällt ein grosser , schwerer Stein vom Herzen. Alle Augen sind auf die Kutsche seiner Majestät, den König von Sachsen geheftet. Nur einer weiss die Zeit besser zu nutzen. Das spüren unsere Drei, als sie nach dem ganzen Prunk im Zimmer des Herrn Huber eintreffen. Sie hören nur ein ersticktes Stammeln und sehen den Beamten verschnürt wie eine Presswurst hinter seinem Schreibtisch klemmen.

Als sie ihn unter Anstrengungen losgebunden haben, löst Herr Huber mit seiner Schilderung alle ihre ungestellten Fragen " Ein grosser Mann mit wüstem Haar und einer karierten Hose stürmte hier rein, und verlangte unter Drohgebärden, die zum Fürchten waren, eure drei Fahrkarten.  Dann rief  er noch in tiefem Bass: "So mein Freundchen! Nun werde ich mir Deine drei Freunde vorknöpfen!" Dann fesselte er mich und verschwand so schnell, wie er auftauchte. "Das war ER! Der Doktor!" erschecken Pit und Hannah. "Ihr kennt ihn? Und nun sind die Karten weg!"erschrickt Wilhelm noch einen Zacken mehr. "Keinesfalls, mein Lieber!" zaubert Herr Huber den erstaunten Anwesenden drei Fahrkarten vor die Nase. "W... Wie das?!" "Na ich kann doch keinem Fremden staatliche Fahrkarten geben! Wie soll ich denn das verbuchen! Also gab ich ihm ungültige vom vorigen Monat!" Die vier Freunde lachen erleichtert, während Herr Huber auf die Uhr tippt... " Nun aber Husch! Sonst ist sie weg, die husch husch husch, die Eisenbahn!"

Das lassen sich unsere Drei nicht zweimal sagen! Wie der Wind rennen sie zu Wilhelms Wohnung, packen das Nötigste zusammen und rennen wie der Wind zum Bahnhof. Sie entdecken ihn schon von weitem. "Der ist aber gross! ", staunt Pit, als sie in die Halle einbiegen... Diese wölbt sich mit einem riesigen Glasdach über ihren Köpfen. Und sie schauen wie gebannt nach oben. Dabei sehen sie nicht die zwei Gendarmen, welche ihren Wettlauf interessiert beobachten. " Du, Gottlob! Kennen wir die nicht?!" "Potz Blitz, Joseph! Er hat ein gutes Auge! das sind doch die gesuchten Beamtenbeleidiger!, Los, wir müssen sie aufhalten!" Ein Pfiff gellt in diesem Augenblick durch die riesige Halle. Fünf Personen denken: "Mist, der Zug fährt ab!" Zwei Beamte bleiben verschwitzt zurück. "So ein Mist!" hört man wiederum ziemlich unbeamtisch... "Wir müssen die nächste Station ausfindig machen und die Suchmeldung durchtelegrafieren!" Der Zug verlässt derweil mit unseren drei Freunden die Halle.

Doch sie sitzen nicht allein im Zug. Der Doktor sitzt lächelnd zwei Waggon weiter vorn, denn er wähnt sich nicht ohne Grund am Ziel. Der Zug und mit ihm die Reisenden scheinen einer aufregenden Fahrt entgegen zu brausen....

Wird der Doktor unseren drei Freunden gefährlich werden? Was will er wirklich? Was wird in Dresden auf sie warten? Haben die zwei Polizisten erst die gesamte Gendarmerie von Sachsen in Aufruhr versetzt, könnte noch so manches Abenteuer die Reise nach Krakau erschweren. Warten wirs ab..

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