auszeit

                              gischt

blaugrün schäumendes erbeben,
getragen durch tanzendes licht -
schnipsel, unstet´ geformtes leben,
dort, an der elemente grenze eben,
wo die welle im schaume sich bricht,

hier erstirbt sie in den tiefen
hunderter körnchen, lockeren sands.
versickert, gänzlich aufgesaugt,
nimmt dieser, was nicht zum bleiben taugt
in den schoß des feuchten lands.

und so wallen meine gedanken,
in diese zeiten, als die ufer gegenwart,
als der tag noch verhalten.
nicht mocht dies gefühl je erkalten,
als die stunde spürte die lieben zart.

denn, wie widrig die winde
des lebens mich streifend umspülen,
versuch ich stets dies vergängliche "jetzt"
zu hegen; sinnierend ins heute gesetzt:
man wird erhaltbares selten so fühlen

 

                              abendmelodie

der abend flieht im ruhigen ton
einer fernen melodie davon
trägt gebündelt des tages last
auf dem rücken, ohne hast.
und übergibt das zeitliche paket
der nacht. sie kommt, er geht.

so liegt nun mancher sinnend wach,
und rührt ihn dabei dankbarkeit,
denkt er mit schulterblick zurück,
das nenne ich wärmend glück:
im leben, an freund und land.
halt es fest in traumes hand.

schützend er sie unters kissen schiebt
so mancher sich auf diesem liebt.
und seinesgleichen zärtlich hält,
als wär dies schon die halbe welt.
und die nacht weitet sich, nicht ohne schmerz,
zu einem warmen, weichen herz.

 

des wandrers nacht

zeitlos blau und reglos klar
in tauglanzpatina liegt der streifen,
dort treiben mondeslange schatten
hinten, ein licht, vom wind gewiegt
und aus des hauses dunklem auge
sieht ein wandrer den pfad hinab
unterm azurzelt schläft die mannschaft
brach das tagwerk liegt derweil
morgen morgen wirds neu leben
doch nun, stille, ruht jed´ hand
winzig ein kind, und schwachbewegt
erschrak die gestalt im traum, weichwarm
mutter siehts nicht, liegt in den armen
ein mann daneben, ein weicher saum
und die stadt, belegt mit schweigen
lässt sterben die letzte melodie
sie klingt aus in der kleinen gasse

 

wo vor kurzem noch ein mensch
als letzter schloss die pforte
die gasse senkt sich leis ins nichts
und die welt wird zimmerklein
welche vor eh´dem noch ganz bunt
man sieht sie kaum, steht unerkannt
die nacht gebar das blaue nichts
und hier klammert des wandrers brust
ans fenster gepresst, am unbewusst
unerklärlich gedanken fliegen
weg von hier, nur fort nur fort,
der ferne sehnsucht will ihn kriegen
hier zu bleiben ist ein langer tod
und es bebt des müden adler
geistig schwinge, schwach am tor
hier wird mich keiner je vermissen
nicht jetzt, danach und nicht davor.

 


                           eingebettet

ist vernetzt,
gebettet,
ist verzahnt,
ein sägezahn schmiegt
sich sanft an Deine Wange
wartend auf den Ruck.
geborgenheit
so sagt man
findet immer im kopf statt

 

umschwung

im umschwange
der zeiten gefüge.
angelerntes
hält nicht stand

ein unstetes
befilzt die luft.
zerkrautet den plan
und persönliches land

 

ein berg
der neubeginne
liegt arg zerwühlt
an fuss, an hand

ein fruchttrieb
ist genau diese
wachsende moderne.
sie ist nun erkannt.


           fluss

Am Ende
ist der Schluss
nur
der weitere Anfang
eines Beginnes
der wiederum
in der Mitte
des Ganzen
beide
verzwirnt
zu
Band,
Kreis,
Spirale.

                               Wunsch

vom Kopf hinab
gleiten Möven
weiß
rein
Tau benetzt
Laken bildend
schmiegen sie sich
dorthin
wo Raum
trifft
auf Zeit,
eine Hand streicht
fast zum
Zeit-Vertreib
Erinnerung glatt
die eine
oder andere Feder
verirrt sich
bleibend
zwischen
zartsuchenden Fingern
Geringer der Druck,
weicher bitte.