minniglich

                      der von der vogelweide

des frühlings zartwärmende triebe
entfachen oft minne, sehnsucht, liebe.
drum, eh ich die paare all dort beneide
versink ich in lyrik von der vogelweide
und ein süsses sehnen macht sich breit,
es ist das mitfühl´n, nicht der neid.
und für den moment bleib ich stehn
nach der liebsten will ich sehn...

 

dankesstrand

meer und mehr gewinnen an tiefe
als ob alles zum fluchtpunkt liefe
mein blick folgt brav dorthin.

davor im sand: so manche riefe
erinnerung, als wenn ich schliefe,
nebelhaft, vergang´ner sinn...


grad zeigt mir dies stück des weges,
und zwar ein ganz besonders reges,
lebens-spurgewimmel an.

geformt durch deines fusses führung
gesetzt in mein leben durch berührung,
für die ich heut noch danken kann.

 


                       gedanken voll leichtigkeit

ein tag, mit schwebezeit gefüllt
wie von seide, spürbar, weich,
bringt, schon lang nicht so gefühlt,
berührung und sehnen zugleich.

lausch! eine vergangene melodie
steigt aus den tiefen herauf.
von innen, nur du ahnst sie,
komponiert durch des lebens lauf.

es ist ein besonderes sein
in dieses hormon gefasst.
ist ankunft, gemischt mit lust-wein.
selten wird abstinenz so gehasst,

als dann: wenn ein leben trunken
in hautfarbenes blütenmeer,
in duft und herzensnäh versinkt.
nichts ist dort mehr schwer.

so lausch in dich und hör dir zu!
der augenblick, er flüstert´s dir
schweigend und in sinnigster ruh:
ach schön, wär sie jetzt hier!

 

                         das ewige spiel

um eine alte ulme
da wuchs gar saftiges moos
ihre furchen tief
die äste schief
das holz war alt, war schwer.

ein mädchen vernahm
gelehnt an den stamm
der worte so tief
den kopf wenig schief
als wünscht sie sich irgendwen her.

 

so trat hinterm stamme
ein bursche mit veilchen hervor.
ich weiss, wer du bist
denn ich hab dich lieb
der tag ohne dich wäre leer!

die ulme, sie schweigt
und eine erinnerung steigt
bis in der zweige kron:
damals, da sagte ers,
und heute ist es sein sohn!

 


                       ich will dich begreifen

.... und will ich dich begreifen,
so werden meine finger ruhn
in deinem schoße, vielleicht.
nicht greifen sie, noch fassen,
so woll´n wir die augen lassen.
mehr wär grad nicht zu tun.

... und will ich dich berühren
erheb ich  meine augen
an manchen tagen ahn ich
wieviel mehr als fingerspitzen
bis hinein in feinste ritzen
sie zum berühren taugen.

... und will ich dir begegnen
so folg ich unser´m lauf,
nicht sehnen, bevor es recht ist.
ein blick streift uns beim geh´n
kam er von beiden? - du bleibst steh´n
und machst die pforten auf....

herzen

herzen? sie wollen gedeihen
man kann sie pflegen und giessen
man kann sie einweihen
kann auch mal verzeihen
so werden sie wahrlich zu riesen.

noch eins sei dein wille
man müh sich nur flink und vehement
dass des trägers hülle
wegen neuherzens fülle
beizeiten sich bereitwillig dehnt.

 

                           eine alte weisheit

einst war dort am bach
des dorfmüllers maid
in gedanken versunken gar.
dem dasein entrückt
die farben, so klar!
ein kunstwerk, dem leben geglückt

und wie sie da sass
so kam grad des wegs
ein wanderbursche daher
so lass mich herbei
platz ist doch für zwei
wenn man sich näher rückt

die maid sieht den burschen
und sagt trotzig: nein,
auch du bist es sicher nicht!
dieser platz soll für den einen sein,
der hell wie das grosse licht
nur mir gehört ganz allein!

gar ritter standen schon hier
zuhauf, in lanze und schild.
doch ich bleibe tapfer allein
so ist nun der dinge lauf
und riefen sie noch so wild:
nur bei ihm geht das herz mir auf.

und der bursche erhebt sich
zuckt die schulter, geht.
es ist wie es ist! es steht wie es steht!
der verliebten maid
brichst du blüten umsonst,
und wären sie bunt und zuhauf.

 

melancholie

an manchen tag
macht sie sich breit
in meinem sinn:
bekümmertheit.

ein wort, ein bild
such ich von dir,
kehr mich nach außen,
nichts ist hier.

und mein gedanke
treibt mich fort
zu dir, an deinen
daseins-ort.

 

                            nur ein ahnen?

was war es
das mich gut geschreckt?
es ist noch ein ahnen.

sollten wir
es beide fühlen?
und stirn an stirn
uns sehnsucht kühlen?

 

ein sinniges rauschen
das leben uns weckt?
nun, man kann es nicht planen.

so lassen wir bei schläue
der minne triebe spriessen.
noch frei vom plan entdeckt das neue,
so könnt ihr´s auch  geniessen.

 


                                 spiel

wenn gegen abends neige
ein innres schimmern drängt
und vorsicht-zarte hand
der lieben tau empfängt
der dir beidseites sehnen
in wohler lust anzeigt
was soll hier bange frage
sie ist dir zugeneigt.


so schweig und fühl dies spielen
einander zu gestehn,
was diese seel´n grad fühlen,
liebend sie woll´n zergehn

 

streifender blick

ich kenne dich nicht,
und doch
umhüllt mich sogleich
eine seltene anmut,
umfängt mein gemüt.

ich weiß dich nicht
jedoch,
freundliches fühlen,
ein geneigter blick,
welch zartes geblüht.

es treibt mich
zu fangen
mit pinsel und farben,
durch musische töne
dieses selt´ne glück

 

es treibt mich
zu halten,
durch schreiben und nennen,
die anmut, das strahlen,
hohen augenblick.

doch dünkt mich,
ein treffen
der augen so fein,
geht nicht zu erhalten,
so sollt´ ich es lassen.

dies zwingt mich
verstehend,
ein so feines wesen
sollt´ man nicht versuchen,
in worte zu fassen.

 


                              Ungerufen

Sehnende
Augenblicke
zeichnen
schwebend
in die Luft.
kraus-haargepolstert
der lieben
weiche Scham.
Gedanken formen
deren
betörend-schönen
Duft.
Leichtes Vibrieren
haucht jenes Leben
in offene Lippen.
Diesen Gedanken
vor Augen
ist
die Erinnerung
grad
dein bester Freund.

 

trugbild

seit stunden sitzen sie hierin:
dem schweigen untertan
so schauen, ganz in mitteilssinn
vier augen sich an und an

als wär von beiden wesen
nur ein einziger zu erblicken
an diesem abend, in diesem park
auf dieser bank, entzücken!

vier augen, die verknoten
das sehnen und die freude
berühren wangenglanz, den roten,
sensible finger heute.

 

und doch, die hand erspürt:
es ist ein kalter graus!
ein kühles hartes fensterbrett.
dies löscht den tagtraum aus.

und plötzlich, voll von leere
mit ohnmächtigem raunen
so huscht er, der sehnsuchtsschwere
einsam in bettes daunen.

wo ist sie jetzt, mein liebesfunkel?
das herz krampft sich zusamm´
die hand, sie geht ins dunkel
der tag, er endet klamm.

 


wie könnt ein tag

wie könnt ein tag
wohl schöner beginnen
als wie´s ein jeder mag:
mit herzlichem gewinnen
die eignen lippen auf jene, dessen,
mit sanften druck zu legen
den wir begehren, sie zu pressen
sie in zartem handeln zu  bewegen,
die sinne aneinander reibend
mit der gefühle weichem schwingen,
minniglich verträge treibend.
ein start mit wahrlich süssem klingen.

 

                             zweizeit

dämmrig zimmer,
den tag gesetzt
nur seidenschimmer
schwebt taubenetzt
durch zweisam zimmer
hier, im jetzt.

dein warmer blick
auf matter haut
sanftbehaartes land
und ein fühlen taut
führt zu
der sinne rand
so klopfe an
mit sanfter hand
zu staub zerfällt
die wehrend wand
und was vordem
noch zwei gezählt
umwächst und schmilzt,
eins nun genannt.
und ein irden licht
der spieler ort erhellt
so warm
so herzend
so vertraut
erfühlt und füllt
sie bald
die weite ganze welt.

er lauscht
dem stillen laut.